Pfarrversammlung des Kronstädter Kapitels fand in Bukarest statt

ein Bericht von Pfr. Uwe Seidner / Wolkendorf

Viele Menschen meinen, dass es in Bukarest außer Politikern, reichen Geschäftsleuten und Häuserblocks aus kommunistischer Zeit nicht viel mehr gibt.

Bukarest kann auch seine Reize haben: das Athenäum, ein kleiner Teil der erhaltenen Altstadt, das rege Treiben auf der Leipziger Straße und sogar das Haus des Volkes gehören zu den Sehenswürdigkeiten dieser Stadt. Etwas ganz besonderes ist aber die evangelische Kirche in der Lutherstraße 2 und die dazugehörige Gemeinde, die auf eine 450jährige Geschichte zurückblickt. Diese Kirche ist auf jeden Fall ein Besuch wert. Sie blickt auf eine hochinteressante Vergangenheit zurück: in den Zeiten der Monarchie besuchte sogar die Königsfamilie den evangelischen Gottesdienst.

Am Sonntag Septuagesimä (20. Februar 2011) durfte ich in Bukarest den Predigtdienst versehen. Zur selben Zeit war mein Kollege, Pfarrer Andrei Pinte mit den Bukarester Konfirmanden in Wolkendorf bei einer Konfirmandenrüstzeit; somit hielt er den Gottesdienst in der Wolkendorfer Kirchenburg. Es fand also ein „Kanzeltausch“ statt. Für mich war dieser Kanzeltausch die willkommene Gelegenheit, die Bukarester Gemeinde etwas besser kennenzulernen. Höhepunkte waren der Sonntagsgottesdienst und die Gespräche mit Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli. Das Besondere an der Bukarester Kirchengemeinde ist ihre Vielfalt, wie sie uns aus den siebenbürgischen Gemeinden nicht bekannt ist. Die Menschen haben unterschiedliche Ausrichtungen und Herkunftsorte. Ihre Schicksale und die Bewegungsgründe, wieso sie nach Bukarest gezogen sind, sind sehr verschieden. Preußen, Siebenbürgen, Deutschland, Bessarabien, Transnistrien: alles zerfließt zu einem Ganzen in der evangelischen Bukarester Gemeinde. Als junger Mensch kann man viel dazulernen und einiges mehr über vergangene Zeiten erfahren.

Am 2. März wurde das gesamte Kronstädter Kapitel zu der gemeinsamen Pfarrversammlung, die monatlich stattfindet, nach Bukarest eingeladen. Es gab die Möglichkeit, einen Tag vorher anzureisen und in Gästezimmern zu übernachten. Diese Möglichkeit nahmen auch die meisten Pfarrkollegen des Kirchenbezirks auch sonst wahr. Die Pfarrversammlung wurde mit einer Gottesdienstfeier mit Heiligem Abendmahl in der Kirche eröffnet. Es predigte Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli. Im Bukarester Gemeinderaum wurde dann die Sitzung fortgesetzt. Über unseren Gesprächen wachten die Porträts vergangener Zeiten, Menschen die für die Gemeinde von großer Bedeutung waren: der schwedische Konsul Gustav Adolf von Celwing, der Preuße von Mäusebach und Altkurator Traugott Witting. Die Sitzung wurde mit einem gemeinsamen Mittagessen, das direkt vom evangelischen Kindergarten geliefert wurde, abgeschlossen. Die Exegese über den Predigttext vom darauffolgenden Sonntag über die Begegnung Jesu mit den beiden Schwestern Marta und Maria (Luk 10,38-42) ist von Pfarrer Dettmer Hinrichs vorbereitet worden. Aus Krankheitsgründen konnte dieser an der Pfarrversammlung nicht teilnehmen. Unter diesen Umständen wurde die Exegese in seiner Abwesenheit vorgetragen und besprochen.

Diese Pfarrversammlung war auch für die Kollegen aus Siebenbürgen eine willkommene Möglichkeit, einen Einblick in das Gemeindeleben jenseits der Karpaten zu erhalten.

An dieser Stelle sei ein herzlicher Dank an die Bukarester Kirchengemeinde gerichtet für Gastfreundschaft und Entgegenkommen.