Vom 20. zum 22. März verbrachten einige Jugendliche der Kirchengemeinde Wolkendorf eine Freizeit am Bulea-See. Die verschneiten Berge rund um den See boten eine atemberaubende Kulisse; sie sind neben der Eiskirche und dem Eishotel eine Attraktion für sich. In der Hütte beschäftigten sich die Jugendlichen mit dem Thema: Welche Möglichkeiten und Perspektiven haben wir als deutsche Minderheit in Gesellschaft und Politik. Dabei bot sich die günstige Gelegenheit, ein Gespräch zu führen mit Arnold Klingeis, dessen Familie die Hütte, aber auch die Eiskirche und das Eishotel betreibt. Die Familie Klingeis kehrte im Jahr 2000 aus Deutschland zurück, kaufte die abgebrannte Hütte am Bulea-See, und begann mit dem Wiederaufbau. 2001 konnte die Hütte eingeweiht und in Betrieb genommen werden. Seit dem Juni vergangenen Jahres stellt Arnold Klingeis im jungen Alter von 30 Jahren, als Vertreter des Deutschen Forums, den Bürgermeister von Freck.
In unserem Gespräch, in dem die jungen Leute Fragen an ihn richteten, deutete Arnold Klingeis darauf hin, man habe als Vertreter einer Minderheit in Rumänien eine relativ gute Position. Die rumänische Gesetzgebung sei minderheitenfreundlich, und räume den Angehörigen einer Minderheit sehr viel Spielraum in der Politik ein. In den Ländern der Europäischen Union gäbe es nichts dergleichen. Als deutsche Minderheit haben wir es leicht, ins öffentliche Leben einzusteigen, weil uns ein guter Ruf vorausgeht. In Freck stellt das Deutsche Forum seit den letzten Wahlen fünf Stadträte. Arnold Klingeis meint, um etwas erreichen zu wollen, braucht man sehr viel Ehrgeiz und Durchsetzungsvermögen.
Die nächste Frage lautete: Wie er mit den Politikern der großen Parteien zurechtkomme. Politiker seien ja mit allen Wassern gewaschen. Das Verhältnis zu den anderen Parteien scheint zurzeit ein gutes zu sein. In einer Gemeindeleitung muss man auf professioneller Ebene zusammenarbeiten. Die Gefühlsebene wird sozusagen auf einen Nullwert herabgesetzt.
Das Gespräch mit der Familie Klingeis gestaltete sich als sehr aufschlussreich. Aus solchen Begegnungen können die Jugendlichen dazu angeregt werden, zu verschiedenen Fragen und Problemen Stellung zu nehmen, und im Idealfall sich selber einzubringen.
Die Zeit am Bulea-See reichte auch aus, eine Wanderung zu unternehmen. Wir tasteten uns durch das Dunkel des fast völlig zugeschneiten Tunnels hindurch, bis wir auf der anderen Seite der Berglehne, im Kreis Arges, hinaus traten. An riesigen Eiszapfen die von oben nach unten wuchsen, kamen wir vorbei; aber der wunderbare Ausblick über das Tal hinweg, auf der anderen Seite des Berges war die größere Belohnung.
Für die Konfirmanden bot sich auf dieser Freizeit die letzte Gelegenheit, eine Generalwiederholung durchzunehmen. Am Palmsonntag, dem 5. April, werden fünf Konfirmanden in Wolkendorf gemeinsam mit ihren Eltern zu ihrem ersten Abendmahl vor den Altar treten.
Etwas für die Jugendlichen noch nie Gesehenes war die Eiskirche und das Eishotel. Von den feinen und maßvollen Schnitzarbeiten im Eis waren sie besonders beeindruckt. Im Chorraum prangt der Gekreuzigte in Eis gemeißelt. Ebenso kann man das letzte Abendmahl des Herrn bewundern. Die Eiskirche feiert schon ihr 3jähriges Bestehen. Jeden Winter lebt sie von Neuem auf.
Am Sonntag Lätare feierten wir den Gottesdienst in der Eiskirche, sozusagen als krönenden Abschluss dieser Freizeit. Zu diesem Gottesdienst reisten evangelische Gemeindeglieder vor allem aus den Gemeinden Rosenau und Bartholomae an, aber auch aus Tartlau und Heldsdorf. Den Predigtgottesdienst gestaltete Pfarrer Kurt Boltres/ Bartholomae. Den rumänischen Teil der liturgischen Stücke versah ich selbst. In der Predigt ging es um das Opfer Jesu, an das wir erinnert werden durch das Wort vom Weizenkorn, das erstirbt und dadurch viel Frucht bringt. Es liegt auch im natürlichen Kreislauf der Natur, dass etwas absterben muss, damit etwas Neues – eben ein neues Leben erhalten kann. Noch vor etlichen hundert Jahren, als wiederholt Hungersnöte wüteten, streuten die hungrigen Menschen ihr Saatgut aus, verwerteten es also nicht zum Brotbacken, denn sonst hätten sie sich um die Zukunft gebracht. So ergeht es uns mit Christus dem Herrn. Er musste den Tod auf sich nehmen, um einen neuen Lebensstrom fließen zu lassen. Und so lässt uns dieses Wort froh und dankbar zum Kreuz aufschauen.
Nach dem Gottesdienst hieß es, Abschied nehmen von der Familie Klingeis, die sich sehr freundlich um uns gekümmert hat. Wir warfen noch einen Blick über das strahlende Weiß der Berge rings um den Kessel, und traten die Talfahrt mit der Gondel an.
Wir bedanken uns recht herzlich für die freundliche Unterstützung durch die Deutsche Botschaft in Bukarest, durch deren Förderung diese Freizeit ermöglicht wurde.

Uwe Seidner / Wolkendorf