oder 9. Internationale Jugendbegegnung Meißen – Heltau – Wolkendorf

von Katharina Sum / Wolkendorf / Tuttlingen

Wir waren eine bunt gemischte Gruppe die sich gemeinsam vom 9. – 22. Juli aufmachte um das Donaudelta und die Schwarzmeerküste zu entdecken. Unsere Jugendbegegnung stand unter dem Motto „Schritt für Schritt“ und so nährten wir uns auch langsam an. Die meisten Schritte musste der deutsche Teil der Gruppe machen; sie reisten aus Meißen an. Die rumänischen Teilnehmer stammten aus Wolkendorf und Heltau.

Die Begegnung fand zum neunten Mal statt und unter den Teilnehmern, die sich aus den zurückliegenden Jahren bereits kannten, war die Freude über das Wiedersehen groß. Geleitet wurde die etwa 30 Personen starke Gruppe von drei Pfarrern aus den teilnehmenden Gemeinden; Uwe Seidner aus Wolkendorf, Zoran Kezdi aus Heltau und Mario Dietze aus Lommatzsch, welcher vor neun Jahren die Begegnung ins Leben rief und bis heute mit organisiert. Sie findet im Wechsel in Rumänien und Deutschland statt. Dieses Jahr war unser Ziel das Donaudelta und Schwarzmeerküste. Wir waren alle gespannt darauf, was uns dort erwarten wird, da kaum jemand diese Gegend kannte.

In Wolkendorf traf man zusammen. Wir feierten einen gemeinsamen Gottesdienst in der Gemeinde. Diakon Mario Dietze hielt die Predigt. Am Nachmittag haben Familien aus den Gemeinden die Jugendlichen aus Deutschland zu sich nach Hause eingeladen. Für die Jugendlichen eine willkommene Gelegenheit von Beginn an Land und Leute kennenzulernen. Der erste Schritt führte uns ins Donaudelta.

Der Tagesablauf sah folgendermaßen aus: morgens begannen wir immer mit einer Andacht, die von den Leitern, aber auch von Jugendlichen gehalten wurde. Danach besprachen wir verschiedene Themen und Bibelstellen und es wurden Lieder gesungen. Die Themen waren breit gefächert; so hörten wir Beiträge über die Schöpfung Gottes, und wieso wir als Christenmenschen uns zu dieser Schöpfung bekennen. Wir stellten fest, dass die Naturwissenschaften und die Evolutionstheorie, die eine Entstehung der Welt über Jahrmillionen vorzeigen, nicht in Widerspruch mit der Schöpfungsgeschichte gesetzt werden müssen. Wir lernten, dass die ersten beiden Kapitel im Buch Genesis ein Lied auf die Schöpfung sind. Die Schöpfungsgeschichte ist also ein erklärender Mythos. Dass Gott der Ursprung allen Lebens ist, muss aber nicht bezweifelt werden. Die Geschichte der Weltwerdung und der Menschwerdung ist eine Geschichte mit Gott über die Zeiten hinweg, wobei Gott keine Zeitgrenze kennt. Vom Beter des 90. Psalms erfahren wir: „Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache.“

Wir sprachen auch über den Verzehr von Fleisch und Vegetarismus. Zwischen diesen beiden Themen gibt es eine Verbindung, so steht in der Schöpfungsgeschichte, dass man die Erde und ihre Lebewesen gut behandeln soll. Durch angemessenen Fleischkonsum trägt man zu dieser Schonung der Erde bei.

Dennoch aßen wir „Mici“, damit die Deutschen dieses Nationalgericht kennenlernen und im Donaudelta wurden wir mit saurer Fischsuppe und paniertem Wels bekocht.

Im Donaudelta bot sich die Gelegenheit mehr über die Biosphäre, ihre Beschaffenheit und die Bewohner zu lernen. Bei einer Bootstour auf den kleinen Nebenarmen der Donau sahen wir dann auch mehr von dem „eigentlichen“ Delta. Wir hatten zwei Boote und irgendwie kam es, dass in einem Boot nur Deutsche saßen. Unser Bootsführer aber wollte uns so vieles über seine Heimat mitteilen aber das Einzige, was wir verstehen konnten, war „Delta kaputt“ und „industria“ um wieder auf die Schöpfungsgeschichte und den richtigen Umgang mit der Erde zurückzukommen.

Da unser vorgesehener Zeltplatz nicht die Kapazitäten für 30 Menschen hatte mussten wir die ersten zwei Nächte bei der Stadt Mahmudia in der Wildnis zelten. Wir erwarteten eine große Mückenplage und diese kam dann auch.

Mit der Fähre ging es dann tiefer in das Delta, in den Fischerdorf Sfantu Gheorghe. Sieht man von den Mücken am Abend ab, war dieser Ort wirklich wunderschön. Das Dorf ist nur mit der Fähre erreichbar, daher gibt es kaum Autos dort; die Straßen sind aus Sand und es hat nur wenige Menschen am Strand. Die Sonne wurde von einigen unterschätzt und schon liefen die ersten mit Sonnenbrand rum.

Unsere letzten Schritte führten uns weiter in den Süden nach Techirghiol. Hier fanden wir Unterkunft im Erholungsheim der Kirchengemeinde Bukarest. Sonntagabend feierten wir in Constanta einen Gottesdienst. Die kleine Gemeinde besteht aus den wenigen Dobrudschadeutschen, die 1940 nicht „Heim in Reich“ gebracht worden sind, aber auch aus einigen Siebenbürger Sachsen, die zugezogen sind. Für die kleine Gemeinde war es ein sehr wichtiges Ereignis so viele junge, deutschsprechende Menschen in ihrem Haus empfangen zu dürfen. Der Gottesdienst wurde von Pfarrer Uwe Seidner gestaltet. In dem Gemeindezentrum konnten wir eine Fotoausstellung der verschiedenen ehemaligen deutschen Kirchen der Dobrudscha besichtigen. Darunter erkannten wir sofort die Kirchenruine von Malkotsch bei Tulcea. In der Ruine, wo erstaunlicher Weise aus der Erde der Hanf sprießte, hatten wir Tage zuvor noch eine Andacht gehalten. Diese Kirche war einst katholisch. Nachdem nun auch das Dach eingestürzt ist, wird sie Schritt für Schritt verfallen. Im Kirchenturm, der schwer erreichbar ist, steht noch eine Gedenkglocke, die der Heimatverband der Dobrudschadeutschen in den siebziger Jahren hier aufgestellt hat.

Nach schönen sonnigen Tagen am Meer ging es wieder zurück nach Wolkendorf am Fuße des Königsteins, eine Gegend ohne Mücken und mit dem angenehmeren Klima.

Nach einer Nacht in Wolkendorf, besichtigten wir das Kinderheim von Peter Maffay in Radeln und fuhren anschließend nach Schäßburg. Unseren letzten gemeinsamen Abend verbrachten wir in der Kirchenburg in Heltau.

Beim Abschied am Tag darauf spürte man, dass wir in den vergangenen 12 Tagen in kleinen und großen Schritten aufeinander zugegangen sind. Unsere Wege trennten sich nun und niemand von uns wollte wieder zurück in den Alltag.

Für mich war es die erste Jugendbegegnung. Das Kennenlernen und die Gespräche mit anderen Jugendlichen haben mir sehr gut gefallen. Ich bin der Meinung, dass derartige Begegnungen im heutigen Europa sehr wichtig sind. Man wird offener für Neues und leistet einen aktiven Beitrag für den Frieden innerhalb Europas.

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